Die Schiefergewinnung in Düngenheim

Die Schiefergewinnung in Düngenheim

 

Die Dachschiefergewinnung war neben der Landwirtschaft lange Zeit eine Haupterwerbsquelle für viele Menschen unseres Raumes. Dies trifft auch für Düngenheim im besonderen Maße zu, wo zunächst in kleinsten Familienbetrieben der Abbau des Gesteins in Brüchen und Stollen erfolgte, dann aber mit der Grube Antonius ein größerer Betrieb vorhanden war, der vielen Familien Arbeit und Brot gab.

Die meisten Schiefergruben waren in den Tälern und Seitentälern von Endert, Elz und Nette. Statistische Unterlagen des Bergamtsbezirkes Koblenz von 1861 nennen insgesamt 295 Dachschiefergruben des Eifel-Zuges zwischen Ulmen und Andernach, wovon 9 in der Düngenheimer Gemarkung liegen.

schiefer

 

Die Anfänge des Schieferbergbaus für den hiesigen Raum werden zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert liegen, jedenfalls stand schon im 17. Jahrhundert an der Schiefergrube Bausberg ein Kapellchen zu Ehren von Sankt Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute.

Der erste Schiefer wurde von Düngenheimer Bürgern in einem Seitental der Elz gebrochen. Wer Glück hatte, fand auf eigenem Grund und Boden abbauwürdigen Blauschiefer. Die ersten Fundstellen wurden damals als Vogelnester bezeichnet.


Der Schieferabbau erfolgte zunächst im Tagebau. Das Rohmaterial wurde in oberirdischen Gruben steinbruchartig gewonnen. Später wurden dann Stollen in den Berg getrieben oder auch sog. Treppeneingänge, womit man in tieferen Schichten an den begehrten qualitativ besseren Blauschiefer gelangte.

Vor dem Bau der Eifeleisenbahn wurden die rohen Schieferplatten mit Pferdefuhrwerken nach Cochem und insbesondere nach Klotten gefahren.

Es kam mehr und mehr zum Zusammenschluss von kleineren zu größeren Betrieben, was zum Vordringen des Schieferbergbaues in die Tiefe führte. 1870 entstand an der Nette der erste Förderschacht über den das Rohmaterial nach oben gelangte, welches nun auf verschiedenen Sohlen in unterschiedlicher Tiefe gewonnen wurde.

Mit einer von vier Männern bedienten Handwinde wurde in den ersten Jahren der Rohschiefer in den Schächten hochgefördert. Nach der Erfindung der Dampfmaschine konnte in immer größeren Tiefen abgebaut werden. Man nutzte sie für das Fördern und auch das anfallende Grubenwasser konnte abgepumpt werden.

Unweit des Ortes befand sich die Grube Antonius. Im Jahre 1895 sind auf dieser insgesamt 49 Mann beschäftigt:
1 Aufseher,
4 Schlepper,
19 Hauer,
17 Spalter,
1 Spalterlehrling,
4 Schablonenschneider,
und 3 Schablonenzeichner.

Neben 42 Männern aus Düngenheim arbeiten zu dieser Zeit sechs aus Kehrig und einer aus Urmersbach auf Antonius.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stehen den Dachschieferproduzenten schlechte Zeiten ins Haus und damit den Arbeitern dieser Betriebe auch. Es ist bekannt, dass die Koule-Leit nicht auf Rosen gebettet sind; sie sind eher arm. Vom 15. Mai 1910 bis zum 15. Januar 1911 war die Grube Antonius wegen finanzieller Schwierigkeiten infolge schlechter Absatzlage außer Betrieb gesetzt.

Pastor Stadtler schreibt, dass 1911 wieder normale Zustände in dem Schieferbetrieb einge-kehrt sind und der Tagesverdienst ca. 3 Mark bis 3,50 Mark beträgt. Aus Düngenheim sind auf der Grube Antonius 1911 60 Männer beschäftigt, und weitere 80 Düngenheimer arbeiten zur gleichen Zeit auf der benachbarten Grube Bausberg im Elztal.

Ende 1914 wird die Grube Antonius wegen des begonnenen 1.Weltkrieges erneut stillgelegt. Die Produktionszahlen zeigen, dass erst ab der zweiten Jahreshälfte 1918 wieder produziert wurde.

Die größte Belegschaft auf Antonius war 1912 vorhanden. Von 75 Beschäftigten, die 150 Köpfe ernährten, waren 5 unter 16 Jahre alt, 16 zwischen 16 und 21 Jahre alt und 54 über 21 Jahre alt.

Der Tagesverdienst betrug 1912
3,70 Mark für Schieferbrecher,
3,50 Mark für Schieferspalter
und 1,50 Mark für jugendliche Arbeiter.

Die größte Schiefermenge wurde 1914 mit 15.143 Metern gleich 2.160 to produziert, die einen Wert von 88.650 Mark darstellte.

1928 wurde die Arbeit auf Antonius endgültig eingestellt. Die Bergleute aus Düngenheim mussten sich eine neue Arbeit suchen und fanden diese zum Teil auf der Grube Bausberg im Elztal.

Zu der schweren und gefährlichen Arbeit im Stollen und später unter Tage hatten viele Dün-genheimer Bergleute einen weiten Fußweg zur Arbeit. Wer nicht auf der nahen Grube Antonius beschäftigt war, ging Sommer wie Winter den steinigen Weg zur Grube Bausberg, der doch hin und zurück fast zwei Stunden betrug. Besonders im Winter war der ausgetretene und teils steile Pfad, das Stanech Pettje, glatt und deshalb nur schlecht passierbar. Die meiste Zeit des Jahres war es morgens und abends dunkel, und dunkel war es auch im Berg, wo man kei-nen Winter und keinen Sommer kennt, wo es über das ganze Jahr um 15 Grad warm ist und die Luftfeuchtigkeit bei 95 % liegt. Weil die Woche natürlich noch sechs Arbeitstage hatte, sahen die unter Tage beschäftigten Männer nur am Sonntag das Tageslicht und die Sonne, was sie deshalb wohl um so mehr zu schätzen wussten.

Die Arbeit auf Bausberg musste gegen Ende des 2. Weltkrieges eingestellt werden und da-nach war die Grube infolge des Stromausfalles abgesoffen. Erst allmählich und mit hohem Kostenaufwand konnte mit verringerter und teilweise überalterter Belegschaft die Arbeit wie-der aufgenommen werden. Zunächst wurde die Produktion dann von der französischen Besat-zungsmacht beschlagnahmt, die nur gewisse Kontingente für eigene Bauvorhaben und für deutsche Verwaltungsstellen freigab.

Danach erlebte der Schieferbergbau eine besondere Blütezeit. In der Zeit des Wiederaufbaues der zerstörten Städte war Dachschiefer sehr gefragt. Viele schulentlassene Jugendliche fanden einen Ausbildungsplatz als Bergknappen, wo andere Ausbildungsplätze noch sehr rar waren. Nach 1957 arbeiteten auf Bausberg 140 Männer, vorwiegend aus Düngenheim und Kehrig als Schieferbrecher, Schlepper, Spalter, Zurichter und Handwerker. Sie förderten monatlich 550 bis 600 to Rohschiefer. Bei einem durchschnittlichen Verlust beim Sägen, Spalten und Zurichten von ca. 75 % verblieben ca. 150 to Fertigware gleich 1.800 Jahrestonnen.

Im März 1969 stellte dann die Firma Rathscheck die Produktion auf den benachbarten Bausberg-Betrieben ganz ein. Manche Bergleute wechselten noch zu den Betrieben in Mayen und Nettesürsch, aber für viele Familien in Düngenheim ging doch eine lange Epoche zu Ende, die ihnen über Generationen, wenn auch unter ständigen Gefahren, Arbeit und Brot gab.

 

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