Die Gemeinde Düngenheim

Die Gemeinde Düngenheim

 

500 Jahre lang von 1294 bis 1795 gehört Düngenheim zum kurtrierischen Amt Kaisersesch und mit diesem zum Oberamt Mayen im Niederen Erzstift des Kurfürstentums Trier, welches die kirchliche und weltliche Macht zugleich inne hat. Düngenheim ist zunächst dem Maifeldgau zugehörig, untersteht aber nicht der Gerichtsbarkeit des Gaugrafen. Der Ort besitzt vielmehr ein Frei- oder Freiheimgericht, ist also rechtsfreies Dorf.alle1

1338 ermächtigt Kaiser Ludwig der Bayer den Grafen Roprecht von Virneburg zum Einsetzen von Schultheißen in allen Orten, wo kein Schultheißenamt besteht, so u.a. zu Dunychingin und zu Ormersbach. Das Kloster Stuben lässt die Gerichtsbarkeit ebenfalls durch einen Schultheißen ausüben. Urteile, die Stubener Angelegenheiten betreffen, spricht der Abt von Springiersbach als Oberer des Klosters.

 

 

1360 sind Heimbürgen, Geschworene und Gemeinde genannt, die mit dem Konvent des Klosters Stuben einen Vergleich schließen.

1467 ist von Schöffen die Rede, bei denen es sich um Laienrichter handelt, die in gemeinsa-mer Beratung das Urteil über Schuld und Strafe finden müssen. Im 17. und 18. Jahrhundert sind Sendschöffen genannt, die im Dorf beim Sendgericht (einem kirchlichen Gericht) Urteile fällen und neben Geschworenen als Zeugen auftreten, z.B. auch bei Schenkungen an die Pfarrei.

Wann in Düngenheim der Schultheiß durch den Ortsvorsteher oder den Bürgermeister abgelöst wird, bleibt offen. Lediglich ein Schultheiß ist namentlich bekannt. Es ist der 1584 genannte Jasper Kratzer, der neben anderen mithilft, den Hof Lehnholz abzusteinen. Der erste genannte Bürgermeister ist Görg Emmerich, der bei einem Vertrag von 1747 als Zeuge mitwirkt.

Die Jahre nach 1800 sind besonders gezeichnet durch den Einmarsch der Truppen Napoleons, von Masseneinquartierungen an Soldaten und Pferden, für deren Ernährung man auch noch mit sorgen muss. Lieferungen und Aushebungen, Missernten und Teuerungen reihen sich aneinander. In dieser Zeit, der sog. Franzosenzeit, löst die französische Zivilverwaltung die Herrschaft des Kurstaates ab, indem französische Truppen das ganze linke Rheinufer besetzen und dieses damit französisches Staatsgebiet wird.

Nach Napoleons Niederlage bei Leipzig und dem nachfolgenden Wiener Frieden von 1815 wird das Rheinland dem Königreich Preußen zugesprochen. Eine Verwaltungsneugliederung bringt die Einteilung des Landes in Kreise. Düngenheim gehört mit dem Lehnholzer Hof und der Düngenheimer Mühle mit zusammen 487 Einwohnern zur Bürgermeisterei Kaisersesch im Kreis Cochem.

Vielfältig sind die Probleme und Angelegenheiten, die die Bürgermeister mit ihren Gemeinderäten beraten und entscheiden müssen. Dabei stehen einige immer wieder an. Insbesondere sind dies der Gemeindeetat, der Schutz des Eigentums (Nachtwächter, Feld- und Waldhut, Feuerwehr), die Not der Bevölkerung und die Unterstützung von Bedürftigen, Schule und Lehrer, die Wasserversorgung, der Wegebau, der Gemeindewald, der Friedhof, die Stierhaltung, der Frondienst sowie die Verpachtung von Gemeindegrundstücken, der Schafweide und der Jagd.

Der Gemeindewald ist sicher schon früh eine wichtige Einnahmequelle. In den Eichenwäldern wird die Lohe gewonnen, die an Gerbereien verkauft wird. Klafterholz wird eingeschlagen, welches zum Beheizen der Wohnräume dient und für die Zubereitung der Mahlzeiten nötig ist. Auch Reiserwellen, die sog. Schanzen werden verkauft, mit denen besonders die Backöfen vorgeheizt werden. Die vielfach vorhandenen Schieferbrüche und Gruben tragen zum Ausgleich des Etats bei. Es werden Gebühren für die Ausbeute und die Schuttablagerung auf Gemeindeeigentum vereinnahmt.

Die Wasserversorgung ist ein Sorgenkind von Dauer. Weit ist der Weg von den alten Zieh- und Schöpfbrunnen in Hof und Keller und dem Laufbrunnen auf dem Backbor, wo die Frauen das Wasser zum Brotbacken holen, bis zu einer Leitung aus Steinrohren (vor 1800) und einer späteren Bleirohrleitung (ab 1875), die vom Quellgebiet auf der Bach zum Weiher am Ortsausgang und zum Bor im Dorf führt. Leider ist die Ergiebigkeit des Quellgebietes sehr von der Jahreszeit abhängig; oft genug herrscht Wassernot. Ende des 19. Jh. lässt die Ge-meinde ein Gutachten über ein Wasserwerk erstellen und prüft Möglichkeiten der Verbesserung.

1908 ist es dann soweit, als an der Kieskaul auf Ackerbaltes ein 80 Meter tiefes Bohrloch geschaffen und danach eine Windmotor-Tiefbrunnen-Pumpanlage aufgestellt wird, das damals weitbekannte Düngenheimer Wasserrad, welches 1953, inzwischen außer Betrieb, wieder abgebrochen wird.

Die Gemeinde sorgt für den Schutz von Hab und Gut ihrer Bürger. Vor 1789 hat Düngenheim einen Spießförster und Schützen, Später sorgen ein privater Waldschütze (1840) und danach ein Feld- und Waldhüter (noch bis nach dem zweiten Weltkrieg) für den Schutz des Eigen-tums, zwischendurch unterstützt durch ehrbare Bürger als Ehren-, Feld- und Waldhüter (1846), durch eine sechs Mann starke Feldpolizei (1920) und durch eine größere Selbstschutztruppe (1923).

Das sind noch Zeiten, als der Feld- und Waldhüter gegen Ende des 19. Jh. Vergehen in sein Protokollbuch schreibt wie z.B. Diebstahl von Unkraut, groben Unfucht verübt, ein toder Hund liegen gelassen und auch an einen Birnbaum geschissen.

Daneben gibt es einen Nachtwächter in Düngenheim, jedenfalls schon vor 1846, als die Gemeinde ihm ein neues Horn beschafft. 1905 ist diese Romantik vorbei. Der Gemeinderat be-schließt, keinen neuen Nachtwächter einzustellen und stattdessen 3 Straßenlaternen anzubrin-gen, die aber sicher nur spärlich leuchten, da zu dieser Zeit noch keine Voraussetzungen für elektrisches Licht gegeben sind; sie werden mit Karbid betrieben.

Zum Dorfbild des 19. und beginnenden 20. Jh. gehört gewiss der Säuscholtes. Täglich zieht am Morgen und am Mittag der Schweinehirt mit seinem Horn durch die Straßen und bläst zum Sammeln. Etwa zwischen 50 und 75 Muttersauen treibt er in den Wald wo sie wühlen und fressen.

Die ersten Jahre des vorigen Jahrhunderts bringen für Düngenheim einige Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind. 1900 wird die erste öffentliche Fernsprechstelle eingerichtet, die 1928 um einen Nacht-Telefondienst erweitert wird. 1905 wird die erste Posthilfsstelle eröffnet, und 1919 wird der Ort mit elektrischem Strom versorgt.

Der erste Weltkrieg fordert in Düngenheim 35 Opfer. Im zweiten Weltkrieg sind dann wieder 76 Gefallene und 23 Vermisste zu beklagen.

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ist von Not und Elend gekennzeichnet. Aus den Städten kommen Menschen aufs Land; sie betteln oder tauschen ihre letzte Habe gegen Nahrungsmittel ein, aber auch in den Dörfern essen manche trockenes Brot. Wer irgendwie kann, hält sich ein paar Hühner oder zwei Ziegen. Abgetragene Kleider werden umgearbeitet und aus alten Schulranzen werden Schuhe gefertigt. Lebensmittelkarten sichern das Existenzminimum.

Nach der Währungsreform 1948 geht es langsam wieder aufwärts. Die Versorgungslage bes-sert sich und es gibt wieder Arbeit und Brot. Kleidung und Schuhe sind keine Mangelware mehr, und der Speisezettel wird mit der Zeit immer reichhaltiger. Immer mehr Menschen haben ein Motorrad oder später ein Auto, die Wohnungen werden neu eingerichtet, Urlaubsreisen werden gemacht und es werden Häuser renoviert oder neue gebaut. Der wirtschaftliche Aufschwung verschafft Beschäftigung und Einkommen. Die Landwirtschaft macht eine rasante Entwicklung durch. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Bauern das ganze Jahr über schwerste Handarbeit leisten müssen. Die Entwicklung auf dem Landmaschinensektor bringt eine starke Mechanisierung, die das Bewirtschaften größerer Flächen ermöglicht. Durch die Aufgabe kleinerer Betriebe, deren Inhaber sich eine andere Beschäftigung suchen, stehen für die Verbleibenden zusätzliche Anbauflächen zur Verfügung.

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